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Durchatmen? Jetzt Vonovia weich gespült
(11. April 2020)

Konzerne wie Vonovia, so berichtete die SZ in einem Beitrag am 6. April 2020 "Durchatmen. Beendet das Conoravirus den Immobilienboom? Tausende Mieter von Vonovia fürchten, dass sie in Geldprobleme kommen könnten. Deutschlands größter Vermieter hält aber vorerst an seinen Gewinnzielen fest".

3000 Mieter haben sich aber an Vonovia gewandt, weil sie fürchten, dass sie sich ihre Wohnung bald nicht mehr leisten können. Zuvor hatte Rolf Buch, der Vorstandsvorsitzende, den Mietern per Post angekündigt, sie müssten sich "keine Sorgen machen", wenn sie ihre Mieten vorübergehend nicht vollständig zahlen könnten. Man werde gemeinsam eine Lösung finden. "Auf keinen Fall werden wir Mietern kündigen, die aufgrund von Corona in Schwierigkeiten gekommen sind." Dies hat allerdings auch die Bundesrepublik in einem neuen Gesetz unterbunden, das zunächst bis Ende Juni gilt.

Hausfront mit Transparent 'Mieterhöhung'

Foto: Sebastian Müller

Auch ich habe in meinen Blogs immer kritisiert, dass Vonovia die Mieten erhöhte und nicht selten mit faulen Argumenten wie dem, dass es sich um eine energetische Sanierung handele, an der sich Mieter zu beteiligen hätten. Mieteranwälte verlangten Handwerkerrechnungen für die Gewerke der energetischen Sanierung und Handwerkerbelege für Nebenkosten wie Heizungswartung, Treppenhausreinigung oder Schneeräumung. Vonovia konnte sie nicht vorzeigen, weswegen sie ihre Prozesse gegen Mieter und Mieterinnen reihenweise verlor. Jetzt gibt sich Vonovia weich gespült und Buch sagte, "solange die Corona-Krise akut ist, sprechen wir keine Mieterhöhungen in den laufenden Verträgen aus. Auch wenn man Sanierungen abschließe, erhöhe man die Mieten vorerst bis September nicht. Große Vorhaben wie Aufstockungen oder Fassadenerneuerungen stelle Vonovia zurück. Mit dem Bau neuer Wohnungen schreite man ebenfalls langsamer voran, da auch Bauarbeiter Abstandsregeln einhalten müssen."

Vielleicht ist eher richtig, dass Vonovia in deutschen Städten vor allem Hunderttausende älterer Bestandswohnungen zusammen gekauft hat, die immer Mieter und Mieterinnen finden, auch wenn es zu heftigen wirtschaftlichen Einbrüchen wie jetzt den Corona bedingten kommt. Durchatmen können anscheinend die Aktionäre der Vonovia - der Kurs der Vonovia Aktie brach bisher nicht ein -, die Mieter und Mieterinnen können vermutlich bis zum Ende Juni oder Anfang September durchatmen, länger aber vermutlich erst einmal nicht. Denn für die Private Equity basierte Wohnungswirtschaft Vonovias gilt sicher, dass sie ihre Aktienwertewerte und Geschäftspläne auf der Grundlage von Krediten finanziert, ein Gebäude von Zahlungsversprechen für längst getätigte Ausgaben. Es ist noch nicht in sich zusammengebrochen, obwohl die an den großen Börsen der Welt gehandelten Aktien zwischen Januar und März mehr als ein Drittel ihres Wertes verloren. Hätte die Bundesrepublik Deutschland nicht versprochen, für die Schulden aufzukommen, stände Vonovia schon jetzt vor dem Aus. Sicherheitshalber hat die deutsche Regierung ja auch Gesetze beschlossen, dass Mieten später gezahlt werden können, Hypothekenkredite und Tilgung ausgesetzt sind. Rolf Buchs weich Spülen ist jetzt Staatsdoktrin - bis auf Weiteres.